«Gelegenheiten bekommt man nicht immer, manchmal muss man sie selbst machen». Er hat diesen Satz nicht so gesagt, aber er könnte ihn so gemeint haben. Der schweizweit auch aus dem TV bekannte Pop-Cellist Andreas Kühnrich denkt auf der Terrasse seines Bistros «Blue Turtle» im Faulenseer Hafen laut nach: «Ich bin selbst Musiker, und die Leute müssen jetzt spielen».
Pop-Cellist Andreas Kühnrich (hier in der Mitte der Gruppe ZIBBZ im Jahr 2019; zweiter von links; Foto: Flurina Gubler) versucht ein neues Veranstaltungsformat: „Balcony Sessions“ am Blausee
Er hat deshalb zusammen mit Partnern («Acts kultur&event», «Beo Immo-Team», «BlueTurtle») und mit Hilfe der Blausee-Geschäftsführung die Initiative ergriffen: Nachdem die sonst jährlich durchgeführte Strand-Session auf der hauseigenen Bühne am Thunersee bereits 2019/20 wegen Covid «ins Wasser fiel», musste jetzt etwas passieren. «Einfach damit es weitergeht».
Balkon am Blausee statt Terrasse am Thunersee
An drei Daten, dem 26. August sowie dem 2. und 9. September, sollen am Blausee nacheinander die bekannten Künstler und Formationen Shirley Grimes, ZIBBZ und Anna Rossinelli auftreten. Das sind nicht nur regional bekannte Namen, sondern auch national bedeutungsvolle Künstler. Und Kühnrich hofft, dass sich wenigstens ein Teil seiner bisherigen rund 250 Stammgäste mit dem – vorübergehenden – Ortswechsel identifizieren und ihm treu bleiben.
Schwierig, wie für Künstler fast aller Gattungen, ist für Veranstalter Kühnrich das momentane Überangebot an Events: Nachdem wieder «etwas möglich» wurde, haben plötzlich sehr Viele versucht, die verkürzte Saison doch noch zu retten. Und in den wenigen verbleibenden Wochen findet auf einen Schlag sehr viel statt. Schön eigentlich, aber es könnte einzelnen Veranstaltungen – vor allem im mittelgrossen Bereich – das wirtschaftliche Rückgrat rauben.
Für den Blausee ein Auftakt
Für den Blausee werden die «Balcony Sessions» Auftakt weiterer Veranstaltungen sein. Für Andreas Kühnrich, seine Freunde und Kollegen, geht es aber im Herbst 2021 wie für viele andere Musiker und Veranstalter auch schon irgendwie ums Ganze: Die organisatorische und künstlerische Bereitschaft ist zu «150%» da. Aber wenn nicht bald auch eine wirtschaftliche Fortführung möglich ist, müssen «am Ende des Tages» Lebenspläne neu geschrieben werden.