Verfolgt man die auf der Gemeinderatssitzung 24. August 2021 verabschiedeten «Legislaturziele» der Gemeinde Wimmis, so zeigen sich einige markante, strategisch fundierte Leitlinien und eine Fülle konkreter Massnahmen ab. Wir versuchen einen Überblick.
Politische Eigenständigkeit bewahren
Gegliedert in die Bereiche Politik, Gemeindefinanzen, Gemeindeentwicklung, Bildung, Gesellschaft, Sicherheit, Sport-Kultur-Freizeit, Umwelt & Natur sowie Verkehr weisen die «Legislaturziele» zum einen zurück auf die früheren Leitbilder seit 2010 und das in den vergangenen Jahren Erreichte. Andererseits weisen sie aber auch über «Ziele und Massnahmen» in die nähere Zukunft bis Juli 2022.
Weithin sichtbar trohnt über Wimmis das Schloss mit dem Berner Wappen. Doch lokale Politik wird – bei aller tief empfundener Zugehörigkeit zu den Berner Traditionen – viel weiter unten in der Gemeindeverwaltung und ihren Gremien gemacht: Welche Leitlinien verfolgt sie?
Über allem steht in Wimmis das politische Credo aus dem bereits 2010 verabschiedeten Leitbild: «Die politische Eigenständigkeit der Gemeinde Wimmis ist zu bewahren». Konkret bedeutet das für die kommenden Monate, dass Wimmis sich als Standortgemeinde für übergemeindliche Aufgaben (vor allem im Schulbereich, aber auch bei der Sicherheit) weiter anbietet und diese Funktionen stärkt. Ausdrücklich soll aber in die momentanen Fusionsgespräche z.B. zwischen den Nachbarorten Reutigen und Zwieselberg nicht eingegriffen werden.
Permanente Verwaltungs-Modernisierung
Ein weiteres: Wimmis prüft schon jetzt die «Behördenorganisation… auf die nächste Legislaturperiode hin». Zentral dürfte dabei ein «umfassendes Digitalisierungskonzept» werden, das zurzeit erarbeitet wird. Wimmis meint dies sehr ernst und will in Zukunft in diesem Bereich den Worten auch Taten folgen lassen.
Solide Finanzen erhöhen Attraktivität
Bereits in der Vergangenheit war Wimmis immer um grundsolide Gemeindefinanzen bemüht. Dieser Trend wird erkennbar fortgeschrieben. Einige Stichworte: Grosse Vorsicht vor den noch unkalkulierbaren finanziellen Auswirkungen der Corona-Situation, weitere Entschuldung wo immer möglich, mittelfristige Entlastung der Bürger etwa durch Senkung von Gebühren und Steuern, Priorisierung von Erhaltungsinvestitionen vor Neuinvestitionen («Faktor von Solidität»), möglichst Erhaltung des Angebots an öffentlichen Dienstleistungen.
In engem Zusammenhang damit stehen die Faktoren der Gemeindeentwicklung. Seit Jahren nimmt Wimmis stetig an Einwohnern zu, und dies liegt auch an der «aktiven Bewirtschaftung» von vorhandenen Baulandreserven und der Entwicklungsplänen der lokalen Betriebe. Auch dem Dauerthema «Parkieren» widmet man sich permanent, wobei öffentliche Gratisparkplätze ein Markenzeichen für Wimmis bleiben sollen. Ein interessantes Thema ist die Nutzung von Gebäuden ausserhalb der Bauzone, einer strukturellen Zerstörung der Gemeinderänder wird so ganz bewusst vorgebaut.
Bildung ein wesentlicher Standortfaktor
Dass Bildung zu den strategischen Grundlagen von Politik gehört, wird meist partei-ideologisch (miss-)verstanden. Die Wimmiser machen jedoch schon durch ihre Planung klar, dass es sich dabei im Grunde um etwas Funktionales handelt: «Klappt» die Bildung und ihre Organisation nicht, ist langfristig auch die lokale Autonomie und die Qualität der politischen Entscheidungen gefährdet.
Konkret werden dazu in Wimmis vor allem mittelfristige Massnahmen definiert: Definitive Einführung der Schulsozialarbeit im 2023, zusammen mit den Kitas werden Betreuungsmöglichkeiten in den Ferien geprüft, Aufbau einer Schulverwaltung zur Entlastung der Schulleitung von administrativen Aufgaben und – vielleicht am wichtigsten – die Weiterentwicklung eines funktionierenden, aber auch kostengünstigen IT-Konzepts. Die Organisation von Bildung wird zum Standortfaktor, und so legt man in Wimmis viel Wert darauf, die heutige Funktion als Sitzgemeinde für Schulaufgaben sicherzustellen.
«Wimmis schaut hin – und nicht weg!»
Auch das Wimmiser Sicherheitskonzept hat nicht nur «Ziele», sondern direkt konkrete Massnahmen: Eingreifen, nur da, wo es nötig ist, dann aber konsequent. Das ist das Motto. Dies beinhaltet auch eine Fortführung von Security-Einsätzen sowie die polizeiliche Verfolgung von Vandalismus. «Sicheres Wimmis», auch das ist ein primärer Standortfaktor.
Damit soll auch die «gelebte Praxis» der örtlichen Vereine unterstützt werden. Neben Aspekten der Sicherheit und der Öffentlichkeitsarbeit (auf der Website, im Orts-Magazin «Vindemias» u.a.) gehören dazu auch Unterhaltungsinvestitionen z.B. in Sportanlagen.
Vom Wimmiser Schloss aus überblickt man das seit Jahren unaufhörlich wachsenden Niesendorf.
Umwelt und Verkehr
Auch im Bereich «Umwelt» zählt das Thema Sicherheit: Verstösse werden schnell geahndet, die Zusammenarbeit mit Grundeigentümern wird aktiv gesucht. Der weitere Ausbau des Wärmeverbundes hat hohe Priorität und Themenwege sollen ausgebaut werden, wobei immer wieder externe Partner gesucht werden.
Dies alles hängt tief zusammen mit der Verkehrs-Erschliessung: Strassen durchschneiden Lebensräume ebenso, wie sie sie wieder verbinden. Sie sind aber auch teuer, und so arbeitet man «unter dem Niesen» bereits jetzt an einem Unterhaltskonzept der örtlichen Strassen für die Jahre 2023 bis 2027. Auch der Schwerlastverkehr soll um den Ort herumgeleitet werden, was durch die Art der dort ansässigen Betriebe nicht immer einfach ist.
Ein über Wimmis hinausreichendes Thema könnte die geplante Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes in Zusammenarbeit mit der BLS sein. Hier findet schon bald eine erneute Überprüfung der Möglichkeiten statt.
Zusammenfassend: Wimmis entwickelt sich rasch, aber nicht unkontrolliert, sondern in hohem Masse gesteuert. Dabei sind seit Jahren zwei Strategien zu beobachten, die sich anscheinend sehr gut ergänzen: «Zuhören» (Bevölkerung, Vereine, Burgergemeinde, Kirchgemeinde) und «Weitsichtiges Planen und Handeln ohne Zögern» (Politische Gemeinde). Der ständige Zuwachs und der Ruf, den Wimmis bei den eigenen Bürgern geniesst, gibt dieser strategischen Balance recht.