Der Ansatz ist so treffend, dass für einen Moment alles gesagt scheint, was überhaupt gesagt werden könnte. Aber dieses Buch ist nicht als ein Gemeinplatz gedacht, es ist das Gegenteil: Es regt an und führt das Denken weiter. Es wirft Gemeinplätze eher um.
Und, zunächst zum Grundsätzlichen, ja, jedes Gemeinwesen ist ein Projekt. Es ist – aus der Vergangenheit kommend – immer auf dem Weg in seine eigene Zukunft.
So auch die Schweiz.
Fast brisant, aber auf jeden Fall schön und spannend ist das vor kurzem im Züricher Unionsverlag erschienene Buch «Projekt Schweiz»: Es thematisiert die aus dem Fokus allgemeinen Interesses Verschwundenen, die im kollektiven Gedächtnis Verblassenden, alles Schweizerinnen und Schweizer, die das Land nichtsdestoweniger geprägt haben und – in den Augen der Autoren – des Erinnerns würdig sind.
Das «Projekt Schweiz» wurde von einer Autoren-Gruppe geschrieben: Vierundvierzig von ihnen stellen in dem recht umfangreichen «Lese-Werk» je eine Schweizerin oder einen Schweizer vor, die wir kennenlernen sollten. Kennenlernen, weil sie das Land geprägt und bereichert haben, aber heute vergessen sind oder nach Meinung der Autoren neu gesehen werden sollten. Jedes dieser Porträts, aus Leidenschaft, mit Kenntnis und Anteilnahme geschrieben, nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise in eine Schweiz, die offen, mutig und erneuerbar ist.
Einige Beispiele, die Lese-Lust machen können: Warum hebt Charles Lewinsky Jeremias Gotthelf in den Olymp der Weltliteratur? Wie erlebte Margrit Sprecher Niklaus Meienberg? Was verbindet Franz Hohler mit Mani Matter? Warum legt uns Patti Basler Johanna Spyri nahe? In solchen Begegnungen werden verborgene Verwandtschaften zwischen Gegenwart und Vergangenheit sichtbar.
Das Buch «Projekt Schweiz» ist grösstenteils Lesegenuss, durch glänzende «bibliophile» Typografie ist es aber auch Augenschmaus, und ein Denkanstoss ist es allemal. Es sind wohl eher viele Denkanstösse, die das Buch vermitteln kann.
»Es sind persönliche Porträts, berührende Briefe oder spannende Spurensuchen, lebendige Texte, die zuweilen vergessene oder unbekannte Schweizerinnen und Schweizer auferstehen lassen. Eine facettenreiche und faszinierende Lektüre.«
Stefan Howald, der Herausgeber, Journalist und Publizist, hat diese Zeilen geschrieben. Er stammt aus Brugg, ist studierter Germanistik und Historiker, und er promovierte zum Romanwerk Robert Musils. Er hat u.a. Biografien zu Karl Viktor von Bonstetten verfasst, zu Peter Weiss, George Orwell und Eric Ambler. Jemand, der weiss, was er tut.
Das gelungene Buch-Projekt «Projekt Schweiz» ist in allen Buchhandlungen erhältlich.